4. Fachtagung Sozialmanagement: Auf Krawall gebürstet? Umgang mit Konflikten in der Wohnungswirtschaft
Bereits zum 4. Mal organisierte der vtw-Fachausschuss Sozialmanagement eine Fachtagung. In diesem Jahr stand der gesamte Tag unter dem Zeichen von Konflikten. Die Veranstaltung war mit 60 Personen komplett ausgebucht und der herrliche Sonnenschein half dabei, trotz des eher negativen Themas die gute Laune nicht zu verlieren.
In ihrem einleitenden Impulsreferat schaffte Diplom-Psychologin Caroline Gast einen Rahmen für die Veranstaltung. Sie sprach über Gesellschaftsstrukturen und darüber, was bei einer Eskalation von Konflikten eigentlich im Körper passiert. Je individueller Menschen leben möchten, desto größer ist die Gefahr für Konflikte. Nur selten bleiben diese dann auf einer Sachebene, meistens wird es schnell emotional. Andauernde Krisenzeiten, starker Wertewandel, eine höhere Toleranz gegenüber Aggression und Gewalt und die Leistungsgesellschaft sorgen für steigendes Konfliktpotenzial – und es sieht auch nicht danach aus, als ob sich das zeitnah entspannen wird.
Holger Werner von der Polizeilichen Beratungsstelle in Jena sprach in seinem Vortrag „Gewaltprävention und Konfliktlösung in geschlossenen Räumen“ über die verschiedenen Formen der Gewalt am Arbeitsplatz. Er gab Hinweise zur Einrichtung eines Büros, indem man Mieter und Mieterinnen empfängt. Er empfahl Türen, die Unbefugte nicht öffnen und auch nicht zuknallen können. Er riet vom typischen Foto der Familie auf dem Schreibtisch ab und auch davon, private Gegenstände wie Schlüssel oder Schriftstücke mit der privaten Adresse sichtbar liegen zu lassen. Auch potenzielle Waffen wie Glasflaschen, Brieföffner, Locher und Scheren sollten nicht griffbereit sein und sind am Besten im Schrank aufgehoben. Holger Werner hält auch einen Alarmknopf für sinnvoll und empfahl den Teilnehmenden, dass man nie alleine im Büro sein sollte, wenn man Gäste empfängt. Bei einer Eskalation sollte man ruhig bleiben, sicher und selbstbewusst auftreten, seinem Gegenüber klare Grenzen kommunizieren und beim „Sie“ bleiben. Bei Außenterminen sollte immer jemand Bescheid wissen, wo man ist und wie lange es voraussichtlich dauern wird. Gespräche sollte man im Idealfall nicht neben dem Messerblock in der Küche führen und schon beim Eintritt in die Wohnung den Fluchtweg planen.
Am Ende seines Vortrags gab er den Teilnehmenden der Tagung umfangreiches Informationsmaterial der Polizei an die Hand.
Vier von hundert Menschen haben eine antisoziale Persönlichkeitsstruktur. Das bedeutet, dass unter den Teilnehmenden statistisch gesehen zwei Personen sitzen, die sich nicht an Grenzen und Gesetze halten. Die
Mimik-Baseline von Menschen zeigt der Profilerin Kati Johannsen, welche Emotionen eine Person über Jahre gefühlt hat, denn auch die Muskeln im Gesicht lassen sich trainieren. In Konfliktsituationen hilft es, wenn
man sein Gegenüber richtig einschätzen kann und weiß, was unterschiedliche Persönlichkeitstypen brauchen. Den drei Grundtypen der Persönlichkeit ordnet sie Farben zu und macht ein cold-profiling mit allen 60 Teilnehmenden der Tagung, indem sie jedem ein bis drei Farben zuordnet. Im Anschluss erläutert die Profilerin die entsprechende Charakter-Eigenschaften der einzelnen Typen und wie man mit ihnen umgeht: Der blaue Typ braucht ausführliche Fakten, der grüne Empathie und beim roten sollte man sich kurzfassen. Nur wer die grundlegende Persönlichkeit und die aktuelle emotionale Lage seines Gegenübers richtig wahrnimmt und dechiffriert, kann die richtigen Mittel wählen, um Konflikte zu verhindern und abzumildern. Anhand vieler Bilder zeigte Kati Johannsen den Anwesenden, wie man die Mimik seines Gegenübers richtig liest. Zur Erheiterung trug bei, dass passiv-aggressive ältere Frauen häufig ein Cellulite-Kinn entwickeln.
Zum Abschluss der Veranstaltung erläuterte Diplom-Psychologin Caroline Gast die Möglichkeiten von psychologischer Unterstützung von Mitarbeitern durch Supervision. Supervision sollte als langfristiger Prozess angelegt werden und ein- bis viermal im Monat stattfinden. Finanziell kann man mit 100 – 160 Euro pro Stunde rechnen. Sie beschrieb ausführlich die unterschiedlichen Arten und den Prozess der Supervision und empfahl die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching, den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen oder die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie, um einen Supervisor zu finden.
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Rebecca Brady
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
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