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Tage der Thüringer Wohnungswirtschaft 2025

14. Mai 2025 – 15. Mai 2025

Suhl

Jedes Jahr im Mai treffen sich Geschäftsführende und Vorstände der Thüringer Wohnungsgenossenschaften und kommunalen Wohnungsgesellschaften zur zweitägigen Tagung in Suhl.

In diesem Jahr wurden die Fachvorträge und die Vorstellung der aktuellen Branchendaten ergänzt um die Verleihung des Thüringer Preises der Wohnungswirtschaft (in der Mitte dieser Ausgabe), der Feier des 10-jährigen Jubiläums der Verbändefusion sowie des Relaunches der Verbands-Webseite.

Frank Emrich eröffnete mit den Worten: „Wir stehen an einem Kipppunkt. Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, wird angemessenes Wohnen für viele unbezahlbar!“ Ein halbes Jahr nach der Landtagswahl vermisst er Ergebnisse. Seit Jahren seien die Probleme bekannt – Neubau stockt, Sanierung wird teurer, Fachkräfte fehlen, Nebenkosten steigen. Er forderte eine ressortübergreifende Strategie für ländliche Räume: nicht nur Wohnungen, sondern Lebensräume mit Mobilität, Versorgung und sozialer Infrastruktur. Dafür brauche es verlässliche Rahmenbedingungen und eine integrierte Infrastrukturplanung für Wärme, Strom, Wasser und Internet. Andernfalls drohe Abkopplung ganzer Regionen.

Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch, einer von fünf Wissenschaftlern, die gegenüber der Bundesregierung einen Kurswechsel in der Klimapolitik fordern, erklärte die bisherige Fokussierung auf Energieeinsparung im Gebäudebestand für gescheitert. Entscheidend sei die Reduzierung von Treibhausgasen – nur so bleibe Klimaschutz finanzierbar und Wohnen bezahlbar. Neubauförderung bezeichnete er als Steuergeldverschwendung, da der Bestand über die Klimabilanz entscheidet. Das Warten auf kommunale Wärmepläne sei nur Verzögerungstaktik. Stattdessen brauche es Wärmepumpen, PV-Anlagen mit Speichern sowie Wärmetauscher in Abwasserleitungen. Sein Fazit: Klimaneutralität bis 2045 sei unrealistisch.

Stefan Reindl, Vorstandsvorsitzender der TEAG AG, rief dazu auf, jetzt in Infrastruktur zu investieren. Die Hälfte des Primärenergiebedarfs werde bis 2045 mit Strom statt Gas gedeckt. Er verglich die energiepolitischen Leitplanken von Ampel und GroKo – physikalisch wie ökonomisch kaum Unterschiede. Früher versorgte ein Kraftwerk 80 km Umkreis, heute gebe es ein Vielfaches kleiner Erzeuger. Aufgabe sei es, diesen „Flohzirkus“ digital zu steuern. Er sieht die Wohnungswirtschaft in Schlüsselrolle bei der kommunalen Wärmeplanung als integrierter Netzplanung.

Marcus Malsch betonte, dass Gestaltung des ländlichen Raums nur mit den Menschen vor Ort gelingen kann. Dialog und Dienstleistung seien Grundprinzipien der neuen Landesregierung, weshalb er den Gästen direkt seine E-Mail gab. „Im ländlichen Raum alt werden können“ – darin sieht er seine persönliche Aufgabe. Im Gespräch mit Emrich und Sven Dörmann (WG Südharz) wurde Kritik an zu komplizierten Förderprogrammen laut: Mittel kämen zu spät, seien zu gering und zu bürokratisch. Dörmann forderte: „Wir wollen nicht mehr nur hören, warum es nicht geht.“ Der Staatssekretär verwies auf eine Neuerung: Die Obere Denkmalschutzbehörde hat künftig nur Empfehlungsrecht, die Entscheidungen liegen bei den Kommunen. Emrich schlug zusätzlich Budgetmittel pro Kopf im ländlichen Raum vor.

Marcus Malsch zeigte sich gesprächsbereit, räumte aber ein, dass die Mittel knapper würden. Ob den Ankündigungen tatsächlich Veränderungen folgen, bleibt abzuwarten.

„Kabel statt Rohre!“ – so beschreibt Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld die Zukunft moderner Gebäude. Er plädiert für wartungsfreie Infrarotheizungen mit 400 Watt pro Raum und dezentrale Warmwasserversorgung. In Aschersleben wurden 22 Plattenbauwohnungen mit 50 kWp PV saniert, inklusive Energie-Flatrate in der Miete. Das Modell lockte bundesweit Interessenten an – 50 Bewerbungen auf eine Wohnung. Die hohe Nachfrage zeigt, wie sehr Energiefragen auch Mieter bewegen. Timo Leukefeld erwartet zudem, dass künftig Netzdienlichkeit den Energiepreis bestimmt: Nachtspeisung bringt Geld, tagsüber wird es kosten.

Die Präsentationen der Referenten finden Sie rechts.